von Sabine Neugebauer
Mitarbeiter verhalten sich unangemessen. Natürlich sollte eine Führungskraft da etwas tun! Aber der Fokus auf Ärger und Schuldzuweisungen nützt meist wenig. Erfolgversprechender ist es, die eigenen Stellhebel in den Blick zu nehmen. Dafür muss man oft eine veränderte Sichtweise auf das Problem finden.
Kennen Sie den Spruch: „Gestern standen wir noch am Abgrund – heute sind wir schon einen Schritt weiter..."? Er verdeutlicht die Tragik, wenn wir mit voller Kraft und gutem Willen in die falsche Richtung laufen.
Wenn ein Problem auftaucht, will fast jeder es so schnell wie möglich los werden. Wir nehmen die erste (erstbeste!) Idee und legen los. Typisch sind zwei Fehler:
- Wir greifen zu unseren bewährtesten Lösungsmethoden.
- Und wir lokalisieren das Problem in den Anderen, denn wenn die nur Einsehen zeigten, wäre doch alles bestens!
Beides ist nicht sehr erfolgversprechend.
Die falschen Bemühungen frustrieren nur
Diese (etwas verfremdete) Coachingsituation ist ein gutes Beispiel: Karina war Teamleiterin und führte sehr mitarbeiterorientiert und kollegial. Nachdem sie wegen eines Sportunfalls ein paar Wochen ausgefallen war, respektierte das Team sie nicht mehr. Mitarbeiterinnen beschwerten sich ohne Grund über sie, Aufträge wurden einfach abgelehnt.
Karina war getroffen und wollte die Sache so schnell wie möglich wieder in die richtige Richtung drehen. Sie bemühte sich noch mehr um ihre Leute, ging auf sie zu, erklärte alles mehrfach und versuchte, ihre Sympathie zurück zu gewinnen. Ohne Erfolg.
Im Coaching analysierten wir die Situation mit etwas Abstand: Karina war – verständlicherweise – wütend auf ihr Team. Sie beharrte darauf, dass die Mitarbeiter sich ändern sollten. Ich erwiderte dann: „Nun, die sind aber nicht bei mir im Coaching.“ Zuerst war sie dann auch von mir enttäuscht. Sie hatte sich Hilfe versprochen, die Mitarbeiter konstruktiver zu machen.
Es geht um das, was ich selbst verändern kann
Die Hilfe bekam sie auch, aber in anderer Form. Welche Stellhebel hat sie selbst in der Hand, um Einfluss auf ihr Team zu nehmen? Es ging dann weniger um die Beziehungsebene, als um ein klareres Rollenprofil als Führungskraft. Das konnte sie ganz alleine bewerkstelligen. Und es führte überraschend schnell zum Erfolg.
Gute Lösungen setzen oft voraus, dass man den Blick weitet. Nicht wie das Kaninchen auf die Schlange starren, sondern das Problem in einem weiteren Umfeld sehen.
Klug entscheiden können wir nur, wenn wir die richtigen Alternativen zur Auswahl haben. Diese müssen aber zuerst erarbeitet oder erkannt werden. Ein wesentlicher Hemmschuh liegt darin, auf die anderen zu schauen und eine Veränderung dort zu erhoffen. Träumen Sie weiter! Ein guter Coach hilft Ihnen, neue Sichtweisen zu entdecken.
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