von Sabine Neugebauer
Wollen Sie die Kriterienbewertung mal ausprobieren? Nachdem in den letzten Blogartikeln einige Bespiele geschildert wurden, finden Sie hier das Vorgehen im Überblick.
1. Entscheidungsfrage festlegen
Der erste Schritt zu einer guten Entscheidung besteht darin, aus dem unbestimmten Problemgrummeln im Bauch eine konkrete Entscheidungsfrage zu formulieren.
Zur Anregung hier ein paar typische Fragestellungen am Beispiel eines Umzugswunsches:
- Soll ich umziehen: ja oder nein?
- Soll ich nach N-Dorf ziehen oder nach M-Stadt?
- Soll ich so schnell wie möglich umziehen oder erst in einem Jahr?
- Soll ich mir eine Eigentumswohnung suchen oder eine Mietwohnung?
- Soll ich weiter alleine wohnen oder mit meinem Partner zusammenziehen oder in eine WG?
Durch eine klare Fragestellung ergeben sich die möglichen Handlungsalternativen.
2. Die Entscheidungskriterien definieren
Um die Entscheidungskriterien festzulegen, fragen Sie sich: Wie muss die Lösungsalternative beschaffen sein, damit ich völlig zufrieden bin? Was muss alles gegeben sein? Was sind meine Wünsche an die neue Variante?
Je mehr Kriterien Sie definieren, desto genauer können Sie die Alternativen differenzieren, aber desto aufwändiger wird auch der Schätz- und Rechenaufwand.
Vergessen Sie nicht, die guten Seiten des Status Quo auch als Kriterium aufzunehmen! Das wird leicht vergessen, denn das, was man hat, nimmt man schnell für selbstverständlich.
3. Die Kriterien sortieren und gewichten
Die definierten Kriterien werden nun in MUSS- und KANN-Kriterien unterschieden:
- MUSS-Kriterien: Wenn diese nicht erfüllt sind, scheidet eine Alternative aus.
- SOLL-Kriterien: Je besser diese Kriterien erfüllt sind, desto eher kommt eine Alternative in Frage
Anschließend werden die SOLL-Kriterien in eine Rangreihe nach Wichtigkeit gebracht und mit einem Gewichtungsfaktor versehen.
4. Jedes Kriterium ankern: Eine Messlatte herstellen
Jedes Kriterium wird nun operationalisiert, damit man eine Art Messlatte für die Einschätzung der späteren Lösungsalternativen hat. Ich arbeite gerne mit einer Prozent-Skala:
100% - Wie sähe eine Lösung aus, mit der ich bei diesem Kriterium optimal zufrieden wäre?
50% - Wann wäre ich mittel-zufrieden?
0% - Was wäre ein Lösungsbeispiel, was dieses Kriterium überhaupt nicht erfüllt?
Anhand dieser Anker kann man im nächsten Schritt die konkret vorliegenden Alterntaven sicher und stabil bewerten.
5. Die Alternativen suchen und bewerten
Manchmal liegen die Alternativen schon vor (Sie vergleichen ein neues Jobangebot und ihre bisherige Stelle), manchmal müssen sie auch noch gesucht werden, z. B. Mietangebote bei der Umzugsentscheidung.
Die vorliegenden Alternativen werden nun in jedem Kriterium eingeschätzt, also beispielsweise mit einem Prozentwert versehen: Zu wie viel Prozent erfüllt diese Lösung das Kriterium?
6. Kriteriensummen berechnen und Entscheidung treffen
Abschließend werden für jede Alternative die Kriterienwerte mit dem Gewichtungsfaktor multipliziert und die Summe über alle Kriterien gebildet. Die Lösung mit der höchten Kriteriensumme erfüllt die Anforderungen am besten.
Eine Entscheidung ist jedoch kein Automatismus. Jedem steht es frei, auch die zweit- oder drittbeste Variante zu wählen, die Nachteile zu akzeptieren oder sie durch Nach-Optimieren abzumildern.
7. Nachoptimieren und Umsetzung planen
Ist die grundsätzliche Entscheidung für eine Lösungsalternative gefallen, dann kann man versuchen, sie noch zu verbessern:
- Was kann ich tun, um die Nachteile abzumildern?
- Wie kann ich vorbeugen, damit Risiken möglichst nicht eintreten?
- Und sie kann ich andererseits dafür sorgen, dass alle Chancen auch eintreten?
Diese Gedanken gehen mit den anderen Umsetzungsschritten in einen Maßnahmenplan ein, damit die Entscheidung auch in der Wirklichkeit ankommen kann
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