von Sabine Neugebauer
Mit der richtigen Motivation ist das Vorhaben so gut wie geschafft - denkste! Seit den 1980er Jahren hat die Psychologie die Willenskraft wiederentdeckt. Weshalb man sie braucht und wie man sie schlau einsetzt, davon handelt dieser und die nächsten Blogartikel.
Zu Zeiten meines Studiums glaubte man an die Motivation als die Kraft, die zu Handlungen antreibt. Eine hohe Motivation führt zu einer starken Entschlossenheit, so war die Lehre seinerzeit, und damit zu einer klaren Entscheidung... und der Rest ist ein Kinderspiel.
Motivation bringt Energie. Aber damit ist es oft nicht getan. Diese Energie muss gesteuert werden, sonst verpufft sie gewissermaßen.
Wenn die Motivation nichts bewirkt
So war es bei Lars. Mit Blick auf seinen runden Geburtstag in diesem Jahr- 30 Jahre! - hatte er am Jahresanfang beschlossen, etwas für seine Fitness zu tun. In seiner Schulzeit war er total
sportlich gewesen, und daran wollte er wieder anknüpfen. Er hatte sich ein Fitness-Studio und eine Trampolinhalle angesehen, aber dann hatte er sich für einen
Handballverein entschieden. Dort spielte nämlich auch sein alter Schulfreund Sven, den er bei dieser Gelegenheit mal wieder öfter sehen würde. Die ersten beiden Trainings waren auch klasse - vom
Muskelkater einmal abgesehen. Doch dann kam eine Grippe, die ihn für drei Wochen lahm legte. Und dann eine Dienstreise. Und dann hatte seine Mutter Geburtstag. Und dann kam ein Projekt mit
Überstunden bis in den Abend. Letztendlich war er nur noch sporadisch gekommen, der Trainingsfortschritt stagnierte, Sven war enttäuscht. Und Lars selber auch. Wieso konnte er nicht dran
bleiben?
Nicht besser lief es bei Jennifer. Sie hatte in der Firma einen Kurs im Betrieblichen Gesundheitsmanagement besucht: Stressbewältigung. Dort hatte sie analysiert, dass sie sich im Alltag viel zu viel aufhalste. Kein Wunder, dass sie sich immer ausgelaugt fühlte! Es hatte ihr so gut getan, wie die Trainerin und die Gruppe sie darin unterstützten, mehr Zeit für sich selbst einzuplanen. Doch im Alltag kriegte sie es nicht hin, sich Freiräume zu nehmen. Ob einTreffen
mit ihrer Freundin, oder einfach ein ruhiger Abend mit Buch auf dem Sofa, immer kam was dazwischen. Einmal musste sie mit ihrer Tochter zum Kindergeburtstag. Ein anderes Mal half sie einer
Kollegin im Spätdienst aus. Das Fahrrad reparieren, auf die Lieferung der Gartenbank warten, den Hund der Nachbarin betreuen, der Elternabend... die Tage füllten sich wie von
selbst. Und Jennifer fühlte sich einfach unfähig.
Die alte Willenspsychologie
Seit den 1980er Jahren besann sich die Psychologie auf die alten Ansätze der Willenspsychologie von Ach (1935). Dieser hatte erforscht, wie die Willenstärke dazu beiträgt, einmal gebildete
Absichten auch aufrecht zu erhalten und sie zu realisieren, auch gegen Schwierigkeiten. Welche Faktoren beeinflussen die Handlungsausführung und die Zielrealisisation? Das sind im Wesentlichen
Aspekte der Selbststeuerung von Menschen.
Motivation und Volition
Heute begreift man Motivation als einen Prozess, der aus verschiedenen Schritten besteht. Am Anfang steht eine Motivationsphase, in der eine Auswahl getroffen wird.
- Welche Bedürfnisse und Motive habe ich? Und welche Vorhaben könnten sie befriedigen?
Hat man dann eine Absicht gebildet, folgen Willensphasen, oder wie das Fachwort lautet: Volitionsphasen. Dabei wird die zuerst noch allgemeine Absicht durch Ziele konkretisiert, es werden Pläne gemacht und Schwierigkeiten beseitigt.
- Wie wird es sein, wenn ich meine Absicht umgesetzt habe?
- In welchen Situationen werde ich mein Verhalten ändern? Und was muss ich dazu lernen?
- Welche Hindernisse sind absehbar, und wie werde ich ihnen begegnen?
Wenn man sein Ziel erreicht hat, dann folgt eine abschließende Motivationsphase, in der man eine Manöverkritik in Bezug auf die ursprünglichen Motive macht.
- Konnte ich meine Bedürfnisse damit befriedigen? Was würde ich das nächste Mal anders machen?
Allgemein können wir es so formulieren:
- Motivation bringt uns zur Auswahl von Handlungsalternativen.
- Willensprozesse bringen uns dazu, diese ausgewählten Optionen auch umzusetzen.
Lars und Jennifer haben ihre Handlungsalternativen ausgewählt. Nun brauchen sie Willenprozesse, damit diese auch im Alltag Fuß fassen! In den nächsten Blogbeiträgen werden wir sehen, was ihnen weiterhilft.
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